Wenn neue Mitarbeitende eingestellt werden, ergibt sich schnell der Wunsch, dass nur die bestmöglichen Bewerbenden die Stelle erhalten. Die Fähigkeiten und Kompetenzen können mit verschiedenen, verlässlichen Instrumenten gemessen werden. Zudem ist es uns als potenziellen Arbeitgebenden mithilfe eines Vorstellungsgesprächs möglich, Bewerbenden einen kurzen Blick auf ihren zukünftigen Arbeitsplatz zu bieten.
An diesem Punkt sei jedoch ein Wort der Warnung angebracht: Die bewerbenden Personen, die sich allein aufgrund ihrer Kompetenzen als die „Besten“ herausstellen, erweisen sich am Ende vielleicht doch nicht immer als die beste Wahl!
Dies aus dem Grund, dass es bei der Suche nach der besten Person für die freie Stelle um mehr geht als nur darum, herauszufinden, wer fachlich am besten für die Tätigkeit geeignet ist. Denn genauso wichtig ist es, Mitarbeitende einzustellen, die auch zur bestehenden Team- sowie Unternehmenskultur passen.
Exkurs: Die Unternehmenskultur besteht aus einer Reihe von zwischenmenschlichen Verhaltensweisen, Werten und Kenntnissen, die das Zusammenarbeiten oder -leben der einzelnen Mitarbeitenden im Unternehmens bestimmen, da sie von der Mehrheit geteilt werden. Diese sind meistens informeller Natur, können aber auch explizit ausformuliert sein.
Es lohnt sich daher, darauf zu achten, ob die bewerbende Person mit ihrer Wertehaltung zur im Team und im Unternehmen herrschenden Kultur passt. Daraus können sich folgende Vorteile ergeben:
- Weniger Mitarbeiterfluktuation
- Höhere Qualität bei künftigen Anstellungsverfahren
- Höheres Mitarbeiterengagement
- Höhere Mitarbeiterproduktivität
- Bessere Mitarbeiterempfehlung
Schön und gut, aber wie kann überprüft werden, ob die sich bewerbende Person zur Kultur passt? Dies ist durchaus möglich – beispielsweise, indem die Wertehaltung bei der Rekrutierung mit verschiedenen kulturbezogenen Elementen getestet wird. Folgende Möglichkeiten – natürlich nur einige von vielen Weiteren – bestehen, um Bewerbende mit der Kultur zu vergleichen:
Standardisierte Testverfahren nutzen: Es können standardisierte Tests genutzt werden – wie beispielsweise dem OCAI (Organisational Culture Assessment Inventory) –, welche die Unternehmungskultur messen. Sobald die Ergebnisse vorhanden sind, kann mithilfe dieser abgeschätzt werden, inwieweit die Bewerbenden hinsichtlich der wahrgenommenen Werte mit der existierenden Organisation übereinstimmen.
Die «richtigen» Fragen stellen: Was hier «richtig» ist, hängt von der Unternehmenskultur ab. Kulturspezifische Fragen während des Vorstellungsgesprächs sind aber durchaus hilfreich, um herauszufinden, ob eine sich bewerbende Person zu der bereits vorhandenen Unternehmenskultur passt oder nicht.
Szenarien erschaffen und Verhalten erfragen: Hierbei können hypothetische Problemstellungen vorgestellt werden, die kulturspezifische Elemente beinhalten. Wie die bewerbende Person die Situation dann angehen würde, kann darüber Aufschluss geben, ob ihre Wertehaltung zur vorhandenen Kultur passt.
Zukünftige Teamkollegen fragen lassen: Dabei können zwei bis sechs Mitarbeitende aus dem bereits bestehenden Team ausgewählt werden, die sich mit der bewerbenden Person informell über Hobbies sowie Interessen unterhalten. Solche Unterhaltungen liefern Hinweise dafür, wie stark die Persönlichkeit der neuen Person mit der Unternehmens- und Teamkultur in Einklang steht.
Schnuppertag organisieren: Wenn es sich anbietet, kann es hilfreich sein, die bewerbende Person vor Ort einzuladen, um diese bei der Zusammenwirkung mit dem Team zu erleben. Dadurch erhalten beide Seiten – sowohl Bewerbende als auch die einzelnen Teammitglieder – die Chance, sich zu «beschnuppern» und einen ersten Eindruck zur Eignung zu erhaschen.
Sie sehen: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die kulturelle Passung zu messen. Um die Kompatibilität auf effiziente Weise zu beurteilen, können und sollten diverse Methoden – einige davon sind oben aufgeführt – genutzt werden.
Letztendlich ist es keine einfache Aufgabe, die perfekte Person einzustellen. Bei der Suche nach potenziellen Bewerbenden ist es wichtig, sich der verschiedenen Faktoren bewusst zu sein, die zum Engagement eines Mitarbeitenden für das Unternehmen beitragen. Die Feststellung, ob die bewerbende Person in das Unternehmen passt, erfordert zusätzlichen Aufwand, der schon vor dem Vorstellungsgespräch beginnt. Eine positive Passung zur Kultur kann jedoch langfristig sowohl für den Mitarbeitenden als auch für das Unternehmen auf vielfältige Weise von Vorteil sein!
Manel Boulfernane
M.Sc. Psychologin, Personalentwicklerin
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