Führung im Homeoffice – was bleibt?

Endlich scheint das Licht am Ende des Tunnels in Sicht: Die Öffnungsschritte werden grösser, Restaurants und Läden wieder bevölkert, Veranstaltungen und Treffen geplant, die neue Normalität in Griffweite. Doch was bedeutet dies für die Arbeitswelt?

Viele Unternehmen und ihre Arbeitnehmenden haben sich gut im Homeoffice organisiert und es zeichnet sich ab, dass sich die Form der Zusammenarbeit nachhaltig verändert hat. Nun stellt sich die Frage: Welche Führungskompetenzen sind in der neuen Arbeitswelt wichtig?

Bei der Führung auf Distanz geraten klassische Steuerungsinstrumente wie Projektmanagement oder Controlling Tools in den Hintergrund. Die Erfolgsfaktoren für wirksame Führung auf Distanz liegen vielmehr darin, flexibel mit Arbeitszeiten umzugehen, Vertrauen zu schenken und die Mitarbeitenden individuell zu begleiten sowie Teams virtuell zu stärken und weiterzuentwickeln.

Daraus folgt, dass sich Führungskräfte ganz bewusst damit auseinandersetzen sollten, welche Kompetenzen sie allenfalls neu erwerben oder adaptieren. Die Fähigkeit – auch im virtuellen Kontext Vertrauen aufbauen zu können, die Vernetzung und den Austausch aus der Distanz zu fördern und die Mitarbeitenden ziel- und ergebnisorientiert zu führen – stellen dabei zentrale Kompetenzen für die neue Arbeitswelt dar.

Vertrauen aufbauen

Die Fähigkeit, wirksam Vertrauen im virtuellen Kontext aufzubauen, ist bei der Führung aus Distanz zentral. Dabei sind mehrere Faktoren für das gegenseitige Vertrauen wichtig: Gerade in Teams, welche nicht zusammen in demselben Büro sitzen, ist es unerlässlich, dass sie den Einsatz für das gemeinsame Ziel wahrnehmen und die (fachlichen) Kompetenzen ihrer Teammitglieder gut einschätzen können.

→ Praxistipps zur Kompetenz Vertrauen aufbauen:

  • Gemeinsames Ziel muss für alle klar und transparent sein.
  • Sie als Führungskraft können ihre Teammitglieder unterstützen, ihre Leistungen und Kompetenzen im Hinblick auf dieses Ziel sichtbar zu machen. Dies gelingt beispielsweise dann, wenn Teammitglieder in Telefon- und Videomeetings ihre Arbeitsergebnisse und Projektfortschritte selbst vorstellen.
  • Wahrgenommene Ähnlichkeit schafft Vertrauen. Planen Sie bei gemeinsamen Meetings genügend Zeit ein, um auch einem informellen und persönlichen Austausch Raum zu geben. Gerade neue Teammitglieder fühlen sich schneller eingebunden, wenn sie entdecken, dass andere über eine ähnliche Familiensituation verfügen oder ein Hobby pflegen, dass auch ihrer Freizeitbeschäftigung entspricht.

Vernetzung und Austausch fördern

Schon in der persönlichen Kommunikation kann es rasch zu Missverständnissen und Irritationen kommen. Im virtuellen Kontext gibt es zusätzliche Herausforderungen durch die Verwendung der unterschiedlichen Medien und deren Filtereffekte. So fehlen mir als Führungskraft bei einem Telefongespräch wertvolle nonverbale Signale, um einschätzen zu können, wie meine Mitarbeitende eine heikle Nachricht aufnehmen, da ich ihren Gesichtsausdruck nicht sehen kann.

→ Praxistipps zur Kompetenz Vernetzung und Austausch fördern:

  • Metakommunikation bewusst einsetzen: Sprechen Sie in der Sitzung darüber, wie sie miteinander reden und passen sie die Kommunikation gegebenenfalls an.
  • Geben Sie bei allen Nachrichten viele zusätzliche Kontextinformationen, wie beispielsweise die Hintergründe zu einer gefällten Entscheidung mit, damit es ihren Mitarbeitenden leichter fällt, diese einzuordnen.
  • Reflektieren Sie bewusst, welche Kommunikationskanäle für welche Sachverhalte geeignet sind.

Ziel- und ergebnisorientiert führen

Mehrere Studien konnten bereits belegen, dass eine hohe Qualität der Zielsetzungsprozesse den Unterschied zwischen hoch leistungsfähigen und weniger leistungsfähigen virtuellen Teams ausmacht. Die konsequente ziel- und ergebnisorientierte Führung bleibt also auch im virtuellen Raum zentral und beinhaltet die Fähigkeiten, über Vision zu steuern, angemessen zu delegieren sowie Gestaltungsspielräume zu gewähren.

→ Praxistipps zur Kompetenz ziel- und ergebnisorientiert führen:

  • Reflektieren Sie ihre Fähigkeit und Bereitschaft, Aufgaben zu delegieren.
  • Überprüfen Sie immer wieder, ob ein gemeinsames Verständnis über die Qualität und die Quantität der Ergebnisse besteht.
  • Schaffen Sie Gestaltungsspielräume und kommunizieren sie diese klar an ihre Mitarbeitenden.

Sie sehen es: Auch die neue «alte» Normalität hält noch die eine oder andere Herausforderung für uns bereit. Damit schliesse ich hiermit an und wünsche Ihnen viel Freude und Durchhaltevermögen beim Erwerb und Umsetzung der Führungskompetenzen im virtuellen Kontext.

Nina Oehler, M.Sc. Psychologin, Personalentwicklerin

Quellenhinweis: «Führung auf Distanz. Mit virtuellen Teams zum Erfolg» von D. Herrmann, K. Hüneke & A. Rohrberg. Springer Gabler (2012, 2. Auflage).

Bild: www.pixabay.ch

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