Personal spielerisch entwickeln

Gamification in der Personalentwicklung

«Sich weiterentwickeln» ist ein Schlagwort in der Arbeitswelt und insbesondere das Hauptthema in der Personalentwicklung. Von Führungskräften und Mitarbeitenden wird immer mehr verlangt, sich kritisch zu betrachten, die eigenen Schwächen zu identifizieren und sich entsprechend zu verbessern. Doch wie motiviere ich jemanden zum Lernen? Eine mögliche Methode, die heutzutage immer mehr an Aufmerksamkeit gewinnt, ist, die entsprechenden Personen spielerisch dazu zu bewegen.

Teams spielerisch entwickeln

Ein gut eingespieltes Team ist ausschlaggebend für den Erfolg der Unternehmung. Daher kommt es nicht überraschend, dass bei vielen Stellenausschreibungen Bezug auf eine gute Teamfähigkeit genommen wird. Doch bis eine Gruppe zu einem «gut eingespielten Team» fusionieren kann, braucht es unter anderem eine klare und gemeinsame Zielverfolgung, die Erkennung der individuellen Stärken sowie Schwächen und deren optimalen Verflechtung bei der Aufgabenerfüllung.

Tabletops – Strategiespielsysteme mit Miniaturfiguren – bieten eine tolle Möglichkeit, ein Team zusammenzuschweissen. Bei solchen «Tischspielen» kommen die Teammitglieder zusammen und interagieren miteinander. Die Ziele sind eindeutig vorgegeben und das Spiel hat klare Regeln sowie einen strukturierten Rahmen. Um das Spiel voranzutreiben, braucht es einen effektiven Austausch. Ein Moderator ist in der Regel nicht nötig. Die Spielenden müssen nur der gegebenen Struktur folgen – der Rest liegt bei ihnen. Das kooperative Brettspiel «Andor» aus dem Kosmos Verlag bietet beispielsweise für Einsteiger einen guten Start. Die Gruppe muss gemeinsam diverse Aufgaben lösen und sich gleichzeitig gegen feindliche Wesen behaupten, um zu überleben. Dabei hat jede Figur im Spiel einzigartige Fähigkeiten, die zusammen genutzt werden können, um das Spiel effizient zu meistern. Die einzelnen Spiele oder Schlachten werden in Kapiteln festgehalten, sodass das Spiel pausiert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen werden kann.

Und übrigens: In der momentanen Lage können solche Spiele auch digital durchgeführt werden. Wichtig ist einzig, dass jedes Teammitglied über die nötigen «Spielinstrumente» verfügt, wie zum Beispiel Headsets, Controllers, etc. Aber das Prinzip bleibt das Gleiche.

Durch den «unbewussten» Zwang der Zusammenarbeit hilft diese Methode, Mauern einzureissen, Rivalitäten abzubauen sowie Wissen zu teilen, und erzeugt automatisch eine dynamische und kreative Gruppeninteraktion. Zudem haben die Teilnehmenden Spass und entwickeln dabei ihre Softskills, wie beispielsweise ihre kommunikativen Kompetenzen. Hierbei ist es auch sinnvoll, das beendete Spiel Revue zu passieren und miteinander zu reflektieren. Dies stärkt das Bewusstsein über die eigenen Fähigkeiten sowie das Verhalten in den gegebenen Situationen. Dadurch kann auch erkannt werden, wer beispielsweise eher detailorientiert handelt und wie dieses Merkmal im Arbeitsalltag passend genutzt werden kann.

Mitarbeitende individuell spielerisch entwickeln

Computerspiele, in denen eine Person die Rolle einer Fantasiefigur – einem Avatar – übernimmt, um ein Abenteuer zu erleben, erfreuen sich heutzutage enormer Beliebtheit sowie kommerziellen Erfolgs. Interessant ist, dass – nebst ihres Unterhaltungswerts – sie die Spielerin oder den Spieler unter anderem auch zu einem besseren Problemlöseverhalten und einem erweiterten Faktenwissen verhelfen können. Solche Computerabenteuerspiele können so modifiziert oder deren relevanten Elemente extrahiert werden, dass diese für die reale Arbeitswelt tauglich sind. Dadurch können die Mitarbeitenden deren positiven Effekt im realen Arbeitsumfeld erleben.

Durch den Einbau spielerischer Elemente – wie beispielsweise Quests (klar definierte Aufgaben oder Rätsel, die in einem bestimmten Rahmen erfüllt werden müssen), die Vergabe von Punkten, sichtbarer Status und Rückmeldungen anhand von Statistiken, die angeben, wie gut man abgeschnitten hat – wird die Person angespornt, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern und sich somit auch weiterzuentwickeln. Ein Beispiel für einen solchen Einbau könnte sein, dass der Avatar der Führungsperson mehr Punkte erhält, wenn dieser einen Weiterbildungskurs absolviert. Dadurch erhöht sich der sichtbare Status der Figur und kann für andere motivierend wirken, die die Rangliste weiterraufklettern oder an der Spitze bleiben wollen.

Wieso die Sache auf spielerische Weise angehen?

Spiele motivieren Personen, sich freiwillig Herausforderungen, Problemen oder sonstigen Szenarien auszusetzen und sich dabei Mühe zu geben, diese Hürden zu überwinden. Ohne sich dessen bewusst zu sein, lernen und entwickeln sich die Spieler weiter – und haben dabei noch Spass!
Hierbei wird die intrinsische Motivation angefacht, welche uns dazu bringt, Dinge von sich aus tun zu wollen (selbstmotiviert). Im Gegensatz zur extrinsischen Motivation, bei welcher wir Dinge tun, nur weil wir am Ende eine Belohnung erwarten.
Nicht zuletzt erwecken spielerische Tätigkeiten in uns Emotionen und können dadurch positive Erlebnisse auslösen. Durch einige Studien ist bekannt, dass emotionale Ereignisse sich stark in unser Gedächtnis prägen.

Es ist daher wenig erstaunlich, dass Gamification-Massnahmen in der Personalentwicklung recht erfolgreich sind und in vielen Organisationen bereits einen festen Bestandteil in ihren internen Lern- sowie Trainingsprogrammen ausmachen.

Nun… Auch wenn sich das Gamification in der Personalentwicklung ein wenig befremdlich oder gar kindisch anhört, meine Devise lautet: Probieren geht über Studieren! Wagen Sie neue Dinge und achten Sie darauf, was dies bewirken kann.

Manel Boulfernane, M.Sc. Psychologin
Personalentwicklerin

Quellen:
Atakisi, S. (2015). Themenentwicklung als Methode der Personalentwicklung. München: Grin Verlag.
Becker, F. (2015). Psychologie der Mitarbeiterführung. Wirtschaftspsychologie kompakt für Führungskräfte. Wiesbaden: Springer.
Bord games for hr: Personnel development through play. Abgerufen am 10. Dezember 2020 von https://digital-playhouse.com/board-games/board-games-hr-personnel-development-play/
Erinnern mit Gefühl. Abgerufen am 8. Dezember 2020 von https://www.dasgehirn.info/denken/gedaechtnis/erinnern-mit-gefuehl
Gamification – Mitarbeitermotivation spielerisch steigern. Abgerufen am 14. Dezember 2020 von https://sevdesk.ch/blog/gamification/
Gamification in der Personalentwicklung: Warum motivieren uns Spiele? Abgerufen am 7. Dezember 2020 von https://www.management-circle.de/blog/gamification-in-der-personalentwicklung-warum-motivieren-uns-spiele-teil-1/
Homeoffice wie im Büro – mit Technologie aus der Gamebranche. Abgerufen am 7. Dezember 2020 von https://www.srf.ch/news/panorama/homeoffice-homeoffice-wie-im-buero-mit-technologie-aus-der-gamebranche
Bilder: Alle von www.pixabay.com

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